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Teil 2 des Kompetenz- und Alltagstrainings (KuA) in Klasse 10 der GWRS Villingendorf

„So wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es auch wieder heraus“

Vertrauen, Respekt und Verantwortung gehören zu den zentralen Grundhaltungen bei Menschen und haben deshalb eine große Bedeutung für die Gemeinschaft im Allgemeinen und die Persönlichkeitsentwicklung im Speziellen. Sie werden während Prozessen sozialen Lernens, im Kern durch Kooperation und Kommunikation, erworben. Der Schulalltag wird zwar von jedem Einzelnen geprägt und mitgestaltet, wirkt aber auch gleichzeitig selbst auf das Individuum und beeinflusst dessen Handeln. Lehrer bewegen sich hier stets in einem Spannungsfeld, weil sich ihr Aufgabenbereich über teilweise gegensätzliche Rollen erstreckt, die sich pädagogisch nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Fungieren sie doch als Notengeber, Kontrollperson, Bewerter, Disziplinierer – aber eben auch als Vertrauensinstanz, Gesprächspartner und Lebensbegleiter. Weil man nicht einfach abstreifen kann, was gerade nicht gebraucht oder als Hindernis empfunden wird, nehmen viele Schulen die Unterstützung von außenstehenden Experten an.

Kompetenztraining in der Tanzschule Herzig

Jochen Hermann von der Tanzschule Herzig hat diese anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Bis in den März hinein verlassen die Jugendlichen immer dienstags die gewohnten Schulräume und machen sich gemeinsam auf den Weg nach Rottweil. Der große Saal des geschichtsträchtigen Gebäudes bietet für die sozialen Interaktionen des KuA den notwendigen Platz. Die beiden Klassenlehrer, Sabine Gauß und Torsten Zühlsdorff, nehmen sich hier zurück und agieren nur noch im Hintergrund: sie beobachten und dokumentieren sämtliche Prozesse. „So eine spezielle Form des Kompetenztrainings ist wichtig, damit die Heranwachsenden bereits im Schulalltag lernen, dass Disziplin, Respekt, gegenseitige Achtung und Verantwortungsbewusstsein nicht erst nach Beendigung ihrer Schullaufbahn im Arbeitsleben gefordert sind“, betonte Hermann.

Tanzlehrer Jochen Hermann als Trainer für Kompetenzen

Mit Spaß und Interesse ließen sich die Schüler wieder auf wechselnde Rollen in unterschiedlichen Alltagssituationen ein. Nachdem vor einer Woche der erste Eindruck einen Schwerpunkt gebildet hatte, ging es heute zunächst um angemessene Begrüßungsrituale. Dabei macht es natürlich einen Unterschied, ob man auf der Straße dem besten Kumpel begegnet oder sich in einem Bewerbungsprozess befindet – das Verhalten muss jeweils angepasst werden. Wo bin ich? Wer steht mir gegenüber? Was wird von mir erwartet? Was sagen mir die nonverbalen Signale, die ich empfange? Hermann spielte zusammen mit den Schülern verschiedene Möglichkeiten durch und schärfte dabei den Blick und das Verständnis für die Umwelt.

Vertrauen geben und Vertrauen nehmen: sind wir dazu fähig? Weil das Ganze etwas mit Verantwortung zu tun hat, ist immer auch eine gewisse Skepsis vorhanden. Im Selbstversuch machte die Gruppe die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man sich mit „Haut und Haaren“ dem Verantwortungsbereich eines anderen ausliefert. Erkenntnis: Damit unsere komplexe Gesellschaft funktionieren kann, müssen auch die Mitmenschen in den Blick genommen werden. Teamplayer sind gefordert, keine Egoisten.

Blindes Vertrauen

Also tauchte Hermann mit den Jugendlichen noch tiefer in Gefilde ein, die einen Aspekt erforderten, der bei vielen bisher kaum eine bewusste Rolle gespielt hat: Empathie. Krankenhaussituationen, das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln und die Erwartungen an das erste Date wurden thematisiert. „Deine Freiheit bedeutet oft die Einschränkung der Mitmenschen“, machte Hermann deutlich. Und die Medaille aus Ansprüchen habe stets zwei Seiten, die beachtet werden müssten, wenn Kommunikation gelingen solle. „Wir leben eben nicht alleine auf der Welt“.

Die Schüler sind gespannt, wie es am nächsten Dienstag weitergeht.