Skip to main content

Schüler schnuppern die Luft des Finanzwesens

Die GWRS Villingendorf verfolgt im Zuge ihrer Berufsorientierung ein Konzept, das hausintern „Regionale Ausbildungsbotschafter“ genannt wird. Es lehnt sich an ähnliche Vorgehensweisen der IHK an, setzt aber leicht andere Schwerpunkte und kombiniert bewährte Elemente neu. Die Tatsache, dass sich die meisten Werkrealschüler in der Nähe ihres Wohnortes eine Ausbildungsstelle suchen, bildet die Basis für ein recht einfaches Prinzip. Zunächst kommen Auszubildende aus verschiedenen Berufsfeldern an die Schule und stellen hier ihr jeweiliges Berufsbild vor. Offen berichten sie dabei von den Anforderungen ihrer Ausbildung, was ihnen besonderen Spaß macht, wo Probleme auftreten und wie man mit diesen umgehen kann. Kaum älter als die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse, entwickeln diese „Ausbildungsbotschafter“ meist rasch einen guten Draht zu den Jugendlichen. Weil die Azubis aus Betrieben der näheren Umgebung stammen, ist seitens der Schüler ein gewisses Grundinteresse vorhanden, das sich gut nutzen lässt. Die ganze Veranstaltung ist als Workshop gestaltet, bei dem sich die Schüler aktiv einbringen müssen. Am nächsten Tag werden die Aktivitäten der gemeinsamen Arbeit reflektiert. Dabei wird auch deutlich, welche Schülerinnen und Schüler ein besonderes Interesse für das vorgestellte Berufsbild entwickelt haben. Dieser Personenkreis bildet erneut eine Arbeitsgruppe und bereitet sich auf eine entsprechende Betriebserkundung am Wirkungsort der Ausbildungsbotschafter vor. In enger Absprache mit dem Partnerbetrieb wird der Erkundungsbesuch dann zeitnah terminiert und durchgeführt. Während des abschließenden Gruppentreffens werden die Erfahrungen noch einmal reflektiert, zusammengefasst und für eine Kurzpräsentation vorbereitet. Auf diese Weise kann auch die Klassengemeinschaft von wesentlichen Erkenntnissen des Erkundungsteams profitieren.

Gestern war es wieder soweit. Zwei Auszubildende von der Kreissparkasse Rottweil, Michelle Pfeifhofer und Jonas Meier, gestalteten in ihrer Funktion als Ausbildungsbotschafter einen Workshop für die zehnte Jahrgangsstufe. Sicher und routiniert stellten sie das Berufsbild der Bankkauffrau bzw. des Bankkaufmanns vor, berichteten über ihren Ausbildungsalltag und zeigten, dass in der Berufsschule mit den Fachbereichen Wirtschaftslehre, Rechnungswesen, Deutsch, Gemeinschaftskunde und Business Englisch auf einem ziemlich hohen Niveau unterrichtet wird. Im vertiefenden Gespräch wurden Kompetenzen herausgestellt, die für dieses Berufsbild besonders wichtig sind. Neben Teamfähigkeit, Pünktlichkeit und einer hohen Flexibilität steht natürlich die Kundenorientierung im Vordergrund. Man müsse den Menschen stets offen gegenübertreten und auf eine freundliche und kompetente Weise die Gesprächsführung übernehmen, was in der Praxis nicht immer einfach sei. Dann kam Spannung auf. Michelle Pfeifhofer und Jonas Meier simulierten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern die Situation eines Einstellungstestes. Unter Realbedingungen bearbeiteten die Jugendlichen Aufgaben zur Allgemeinbildung, zum logischen Denken, zu rechnerischen und sprachlichen Fähigkeiten. „Für jede Frage steht immer nur ganz wenig Zeit zur Verfügung“, stellte ein Schüler ernüchtert fest. Und tatsächlich soll bei solchen Testverfahren ermittelt werden, wie die Bewerber in Stresssituationen reagieren. Weil die Aufgabenformen recht ungewöhnlich seien, müssten die persönlichen Herangehensweisen und Bearbeitungsstrategien zuvor geübt werden, merkte Meier an. Im weiteren Verlauf des Workshops bildeten Bewerbungsprozesse und die Möglichkeit zu Praktika weitere Schwerpunkte. Zum Schluss durften die Schülerinnen und Schüler jeweils in der Partnerarbeit selbst erfahren, warum auch Kompetenzen wie Konzentrationsfähigkeit und koordiniertes Arbeiten im Team nicht vernachlässigt werden dürfen. Aufgabe war es, den Inhalt eines Sparschweins, Scheine und Münzen, so schnell wie möglich zu zählen. Natürlich durfte dazu kein Taschenrechner benutzt werden. Die Tandems benötigten zahlreiche Anläufe, bis schließlich das richtige Ergebnis genannt werden konnte. Jetzt löste sich die Spannung. Mit einer herzlichen Verabschiedung ging ein kurzweiliger und erkenntnisreicher Nachmittag zu Ende.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob sich ein Projektteam aus interessierten Schülerinnen und Schülern zur Betriebserkundung nach Rottweil aufmachen wird. Die Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft laufe bisher ausgesprochen gut, freut sich der Klassenlehrer Torsten Zühlsdorff. Lediglich das Handwerk sei noch unterrepräsentiert. Weitere Kontakte sollen aber schon bald geknüpft und auf das Umland ausgeweitet werden.