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Aktuelle Beispiele aus der Berufsorientierung

In Villingendorf weiß man, wie der Übergang von der Schule zum Beruf gelingt

Villingendorf, zwischen Schwarzwald, Neckartal und Schwäbischer Alb gelegen, knapp 3.300 Einwohner. Eigentlich ein ganz normales Dorf im Berzirk der Handwerkskammer Konstanz. Aber eines klappt dort besser als in vielen anderen Orten: der Übergang von der Schule in den Beruf. Von den 39 Abschlussschülern der Klassenstufe zehn starteten 21 erfolgreich in eine Ausbildung, sechs davon im Handwerk. Einen großen Anteil daran hat die gute Zusammenarbeit zwischen der Grund- und Werkrealschule in Kooperation mit den Betrieben vor Ort, die die Nachwuchsgewinnung zur Chefsache erklärt haben.

Schulleiter Rainer Kropp-Kurta weiß, dass für das Lebensglück der Schüler der richtige Beruf ganz wichtig ist: „Es geht uns um Ausbildungsreife und Ausbildungsfindung. Wir sehen neben den Abschlüssen eben auch die Anschlüsse“, so Kropp-Kurta, der neben Angeboten wie das Regionale Berufsforum, Schülerfirmen, Ausbildungsbotschafter vor allem das Praktikum im Betrieb als wichtigstes Element der Berufsorientierung sieht.#

Diese Meinung teilen seine ehemaligen Schülerinnen und Schülern, die nach ihrem Schulabschluss den Weg ins Handwerk gefunden haben.

2019 10 30 Handwerkskammer Anschluesse

Der angehende Friseur Nauar Mirza beispielsweise ist über ein Praktikum zum Ausbildungsplatz beim Friseur „Mein Salon“ in Rottweil gekommen: “Der Laden und das Team haben mir während des Praktikums gut gefallen. Und ich wollte schon immer lieber eine Ausbildung machen, denn da habe ich viel Abwechslung, Kundenkontakt und jeden Tag eine neue Herausforderung.“

Zimmererazubi Robin Müller hat ebenfalls zuerst in den Beruf geschnuppert, bevor er sich für die Ausbildung bei der Zimmerei Haas entschieden hat und ist nun begeistert von seiner Wahl: „Mir gefällt vor allem die Arbeit an der frischen und Luft und mit Holz. Schule war einfach nicht so meins. In der Berufsschule ist es aber etwas Anderes,“ sagt er.

Eine gewisse Schulmüdigkeit ist für viele der Grund gewesen, in eine praktische Ausbildung zu starten, statt das Leid auf der Schulbank weiter zu verlängern – auch für die angehende Konditorin Eileen Rau: „Schule wurde mir irgendwann zu langweilig und ich wollte mein eigenes Geld verdienen. Jetzt habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und kann anderen Menschen eine Freude machen,“ sagt sie und betont, dass ihr selbst das frühe Aufstehen – anders als zu Schulzeiten - nichts ausmache.

Jan Deschensky wusste lange gar nicht, was er nach der Schule machen sollte – und hat sich dann nach mehreren Praktika für eine Ausbildung bei Holzbau Nester entschieden. „Es macht einfach richtig Spaß, es gibt immer verschiedene Arbeiten zu erledigen und wird nie langweilig. Vieles was man lernt kann man auch im Alltag anwenden. Außerdem kann ich mich in der Branche immer weiterbilden“, schwärmt er.
Ähnlich sieht es Jason Boxheimer, der eigentlich Schreiner werden wollte, sich aber nach seinem Praktikum anders entschieden hat. „Die Schule hatte ich satt. Ich habe schon im Technikunterricht gerne mit Holz gearbeitet - und dann hat sich das Praktikum bei der Firma Holzbau Mei ergeben“, erzählt er.

Und welchen Stellenwert hat das Praktikum für die Betriebe und Ausbilder?

Jasons Ausbilderin Sandra Mei ist es wichtig, potentiellen Nachwuchshandwerkern vorab intensive praktische Einblicke in den Betrieb zu geben und sie bei der Arbeit besser kennen zu lernen: „Die Jugendlichen gehen während des Praktikums zum Beispiel mit auf die Baustelle und helfen soweit es geht mit. Da merkt man dann schnell, wie motiviert jemand ist,“ sagt sie.

Auch Arzu Paj vom Friseursalon „Mein Salon“ ist es wichtig, das Praktikum so realistisch wie möglich zu gestalten: „Bei uns im Salon bedeutet das, dass die Jugendlichen z.B. Haare waschen und uns zuarbeiten, für die Salonhygiene verantwortlich sind aber auch an einem Puppenkopf Dauerwellen üben oder mit dem Glätteisen arbeiten.“

Carmen Kammerer setzt als Konditorin und Ausbilderin bei Schneckenburger auf viel Information und das Erleben mit allen Sinnen: „Wir bieten unseren neuen Auszubildenden immer einen Willkommenstag. Dort lernen sie etwas über Ihre Rechte und Pflichten während der Ausbildung, beschäftigen sich mit ihren beruflichen Träumen und lernen dann die Backstube auch gleich von innen kennen. Dort dürfen sie dann z.B. Brot selber formen.“

Lehr- und Zimmerermeister Rainer Haas lässt Praktikanten eigene Projekte umsetzen und betont das kollegiale Miteinander im Unternehmen, so dass sich gerade auch Berufseinsteiger schnell willkommen fühlen. Erst Praktikum, dann Ausbildungsplatz, so der allgemeine Tenor bei den Handwerksbetrieben. Nicht nur die fachliche Eignung könne so besser abgeschätzt werden, sagt Volker Schlesiger von der Firma Bantle Straßenbau in Bösingen. „Es kann auch mal sein, dass es nicht passt, aber dann ist es auch in Ordnung,“ sagt er.